So weit ist der Klimawandel nun doch noch nicht fortgeschritten, dass die Dattelpalme in Niederösterreich bereits heimisch wäre. Dennoch wachsen in einem Betrieb in Orth an der Donau süße Dattelfrüchte im Freiland – Apfeldatteln.
Auch wenn die Apfeldattel (Ziziphus jujuba) in unseren Breiten nur den wenigsten bekannt ist, kann sie doch nachweislich auf eine über 3.000 Jahre lange Geschichte als Kultur- und Heilpflanze zurückblicken. Ursprünglich aus dem Nordosten des heutigen Chinas stammend, verbreitete sich die Pflanze über ganz Asien und wurde vermutlich über Handelsrouten vor rund 2.000 Jahren ob ihrer Vorzüge nach Europa gebracht. Hauptsächlich an den Küsten des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres ausgewildert, fanden sich vereinzelt Bestände von Apfeldatteln entlang historischer Siedlungsrouten bis weit ins europäische Binnenland.
Die Apfeldattel gehört zur Familie der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae), und damit zur Ordnung der Rosenartigen. Sie kann je nach Standort und Sorte eine Höhe von fünf bis zwölf Metern erreichen. Wildformen neigen zu buschigem Wuchs, kultivierte Bäume werden gezielt erzogen. Typische Merkmale sind eine raue, längsrissige, graubraune Borke und starke Neigung zu Wurzelausläufern. Am Strauch finden sich zweierlei Asttypen: verholzende Leitäste und jährliche, fruchttragende Triebe. Diese tragen je nach Sorte kurze oder mehrere Zentimeter lange Dornen. Die Blätter sind gezahnt mit markanten Blattnerven („Dreizack“) in verschiedenen Formen. Die Triebe weisen einen typischen Zickzack-Wuchs durch Richtungswechsel an jedem Blattansatz auf. Die Pflanze lebt in Symbiose mit Insekten: Ameisen, Käfer, Wespen und besonders mit dem Roten Weichkäfer.
Die kleinen gelblichen sternförmigen und nach Zitrone duftenden Blüten erscheinen meist ab Juni bis zum Ende der Vegetationsperiode und können einzeln, zu zweit oder auch in Gruppen bis zu acht Blüten stehen. Sie sind zwittrig und um den mittigen Fruchtknoten (mit zweiästigem Griffel) befindet sich ein gelber bzw. oranger Ring (Diskus). Die Staubgefäße liegen außerhalb. Die Befruchtung erfolgt vor allem durch Insekten mit Beißwerkzeugen.
Nach der erfolgreichen Befruchtung bilden sich Steinfrüchte, die in der Regel zwei Samenblättchen enthalten. In den meisten Fällen wachsen die grünen Früchte zur vollen Größe heran und reifen dann über beige, rot bis zu einem braunen Farbton. Die Ernte selbst hat in Chargen zu erfolgen, da nicht alle Früchte an einem Baum gleichzeitig reifen.
Eines wird schnell klar: Es gibt nicht die eine Apfeldattel. So geht die einschlägige Literatur von über 500 beschriebenen Sorten aus, welche dem Verwendungszweck nach grob in zwei Kategorien eingeteilt werden: Sorten für die Verarbeitung (z. B. Kosmetik, Pharmazie) und Sorten für den Verzehr. Letztere stehen im Fokus des niederösterreichischen Betriebes. Alle vier dort kultivierten Sorten – ´Mizzi´, ´Bulli´, ´Dabbi´ und ´Dong´ – zeichnen sich durch ihr ausgeprägtes Aroma aus, unterscheiden sich jedoch stark in Form, Größe, Geschmacksintensität und Biss sowie in Bezug auf den Zeitpunkt der Reife.
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Text: Elisabeth Kalous
Foto: Apfel@dattlerei